Doppelheimweh

Buch: Gedichte - Zweites Buch
Sammlung: Sonette

Zwiefaches Heimweh hält das Herz befangen,
Wenn wir am Rand des steilen Abgrunds stehn,
Und in die Grabesnacht hinuntersehn
Mit trüben Augen, todeshohlen Wangen.

Das Erdenheimweh läßt uns trauern, bangen,
Daß Lust und Leid der Erde muß vergehn;
Das Himmelsheimweh fühlt's herüberwehn
Wie Morgenluft, daß wir uns fortverlangen.

Dieß Doppelheimweh tönt im Lied der Schwäne,
Zusammenflieht in unsre letzte Thräne
Ein leichtes Meiden und ein schweres Scheiden.

Vielleicht ist unser unerforschtes Ich
Vor scharfen Augen nur ein dunkler Strich,
In dem sich wunderbar zwei Welten schneiden.

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