Johannes Ziska - Bilder aus dem Hussitenkriege II
Buch: Größere lyrisch-epische DichtungenSammlung: Ziska
II. Frühling, schönster Held auf Erden! Wonniglich sind deine Kriege Gegen starre Todesmächte, Wie holdselig deine Siege! Sieh, dort kommt ein Held, ein rauher, Deinem Walde zugeritten, Freudig tanzt der Staub zum Himmel Ueber seines Rosses Tritten. Heiße festlich ihn willkommen, Lenz, in deinen grünen Hallen, Laß ihm deine reinste Quelle Huldigend zu Füßen fallen; Sprenge Duft aus Blumenkelchen, Rühre deine süßen Flöten, Und entzünde Freudenfackeln, Pappeln an den Abendröthen; Bette Moos für seine Mannen, Tränk' und füttre seine Rosse-. Denn der Held, den du bewirthest, Frühling, ist dein Stammgenosse. - In die Buche holden Namen Ritzte hier verliebtes Härmen, Daß ihn Blüthenhauche küssen Und die Vöglein ihn umschwärmen: Ziska will den Namen "Freiheit," Der sein Herz zu Thaten schwellt, Tief mit seinem Heldendegen Schneiden in das Mark der Welt. Seine Brautfahrt gilt der Freiheit, Rache ist die starre Rüstung, Die er trägt auf seinem Gange, Seine Werbung heißt Verwüstung. Ziska bringt als Morgengabe Seinen Leichenschah ihr dar, Hussens Schatten sey der Priester, Flammen bauen den Altar. Frühling, sieh, von seinem Rappen Hat der Wilde sich geschwungen, Und er sucht ein kurzes Schlummern In des Waldes Dämmerungen. Seine Krieger rings am Boden Haben sich um ihn gelagert, Gierig weiden schon die Rosse, Müd, vom Schlachtenritt gemagert. Mahlzeit halten die Hussiten Fröhlich in der Abendkühle, Es versinken ihre Panzer In des Mooses weiche Pfühle. Vögel singen durch die Schatten, Locken Schlummer auf die Wimpern, Und melodisch säuselnd, rauschend Im Gezweig die Lüfte klimpern. Ziska's Auge blicket schläfrig Durch's Entspinnen eines Traumes Nach dem abendrothen Stamme Dort des alten Eichenbaumes; Zweifelnd mischen Aug' und Seele Ihren Blick in Eins zusammen: Ist's die Sonne? ist's ein Blutstrom? Steht dort eine Burg in Flammen? Und womit ihm Maienlüfte Ueberstreuen Bart und Locken, Weiß er nicht mehr im Entschlummern, Ob es Blüthen, Aschenflocken? Mann und Roß hier, schlummernd, weidend, Lenz, erquicke sie und stärke Sie zur heißen Heldenarbeit, Zu dem blut'gen Frühlingswerke. Lenz, wie dich und deine Wonnen Stürme zur Nachtgleiche melden, Hat dein Bruder Geistesfrühling Sich vorausgesandt den Helden. Ziska ist erwacht; es duften, Klingen rings um ihn die Schatten, Gleich als wollten sie des Helden Zorn in weicher Lust bestatten; Doch, zum Aufbruch schon gerüstet, Weckt er, stoßend in sein Horn, Aus des holden Lenzes Armen Seine Krieger, seinen Zorn.
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