Abendheimkehr

Buch: Gedichte - Erstes Buch
Sammlung: Vermischte Gedichte

Sein Bündel Holz am Rücken bringt
Der Arme heimgetragen;
Der frohe Knecht die Geißel schwingt
Am erntevollen Wagen.

Die milchbeladne Heerde wiegt
Sich in die trauten Ställe;
Mit Scherz und Kuß zur Dirne fliegt
Der lustige Geselle.

Von Feld und Walde pfeift nach Haus
Der Jäger dort, der rasche;
Und Has' und Wachtel guckt heraus,
Zu prahlen, aus der Tasche.

Den Dichter sieht man aus der Nacht
Der Eichen selig schwanken:
Er taumelt fort mit seiner Tracht
Unsterblicher Gedanken.

Eitles Trachten, eitles Ringen
Frißt dein bischen Leben auf,
Bis die Abendglocken klingen,
Still dann steht der tolle Lauf.

Gastlich bot dir auf der Reise
Die Natur ihr Heiligthum;
Doch du stäubtest fort im Gleise,
Sahst nach ihr dich gar nicht um.

Blüthenduft und Nachtigallen,
Mädchenkuß und Freundeswort
Riefen dich in ihre Hallen;
Doch du jagtest fort und fort.

Eine Thörin dir zur Seite
Trieb mit dir ein arges Spiel,
Wies dir stets in's graue Weite:
"Siehst du, Freund, dort glänzt das Ziel!"

War es Gold, war's Macht und Ehre,
Was sie schmeichelnd dir verhieß:
Täuschung war's nur der Hetäre,
Eitel Tand ist das und dieß.

Sieh! noch winkt sie dir in's Weite,
Und du wardst ein alter Knab!
Nun entschlüpft dir dein Geleite,
Und du stehst allein - am Grab.

Kannst nicht trocknen mehr die Stirne,
Da du mit dem Tode ringst;
Hörst nur ferne noch der Dirne
Hohngelächter - und versinkst!

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