Der einsame Trinker III

Buch: Gedichte - Zweites Buch
Sammlung: Vermischte Gedichte II

Schatten, du mein Sohn,
Hast dich nicht verändert,
Warst vor Jahren schon
Eben so geändert.

Was auf Stirn' und Wang'
Zeit mir eingehauen:
Jugenduntergang
Lässest du nicht schauen.

Einen Berg ich sah
Spät im Herbste ragen,
Umriß war noch da
Wie zu Frühlings Tagen.

Nicht mit seinem Grat
Gibt der Berg zu wissen:
"Meine Wälder hat
Mir der Sturm zerrissen."

"Meine Heerde schied
Mit den Glockenklängen,
Still das Alpenlied
Auf den WiesenhänZen."

Hohen Angesichts
Blickt der Berg in's Ferne,
Nahm der Herbst doch nichts
Seinem Felsenkerne.

Froh in's ferne Land
Will wie er ich blicken:
Und mein fester Stand
Trotze den Geschicken.

Süßes Traubenblut
Fließt auf meiner Schanze;
Nebe, theures Gut!
Seelenvolle Pflanze!

Soll für Recht und Licht
Andres Blut einst fließen,
Minder freudig nicht
Will ich meins vergießen.

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