Thraenenstege

Buch: Gedichte - Zweites Buch
Sammlung: Vermischte Gedichte II

Ach, Freundin, ich habe dich gestört
In deinem verborgnen Weinen;
Nun hast du zu weinen aufgehört,
Und ruhig willst du scheinen.

Wenn deine Züge verhüllend auch
Vor deinen Schmerz sich reihen,
Und ihn nicht nennt der Lippen Hauch,
Ich hör' ihn im Herzen schreien.

Pfleg' deinen Schmerz mit Thränen lind,
Als eine weinende Aja,
Einschläfre ihn, als wie ihr Kind
Die Mutter im Himalaya.

Sie legt das Kind im Schattengestein
Dem Tropfbach unter, vertrauend;
Die leisen Tropfen schläfern es ein,
Ihm auf die Wangen thauend.

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