Zwei Polen

Buch: Gedichte - Zweites Buch
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Ich habe sieben Jahre
Mich auf der See getrieben,
Werd' auf der See mich treiben
Vielleicht noch einmal sieben.
So lang mir nicht vom Ufer
Entgegentönt die Kunde,
Daß sich erhob die Menschheit
Zu heilen jene Wunde,
Die mit dem Falle Warschau's
In thränenwerthen Tagen
So tief dem heil'gen Herzen
Der Freiheit ward geschlagen:
So lange wird vergebens
Gebirg und Wald mir winken,
Und auf das Schiff ein Vogel,
Ihr müder Note, sinken.
Den lieben Bergespfaden,
Der süßen Waldesruh,
Und manchem Freundesherde
Kehr' ich den Nucken zu,
Und knicke todt im Herzen
Den Wunsch nach Wiederkehr,
Und wende meine Blicke
 
Zurück in's freie Meer.
Hier leb' ich mit den Wellen
Und mit den freien Winden,
Und seh' dahin die Tage,
Die hoffnungslosen, schwinden-
Hier leb' ich mit den Brüdern
Grinn'rungsvolle Stunden,
Die dort im heil'gen Kampfe
Beglückten Tod gefunden.

Hiftpolyt.
O tiefe Meeresstille!
O grenzenloser Frieden!
Auf weiter Wasserhaide
Wie einsam, abgeschieden!
Das Meer in seiner Stille
Ist zwiefach unermessen;
Hier haben uns die Winde
Verlassen und vergessen.

Boleslaw.
Der finstre, stumme Himmel
Ist wie mein Vaterland,
Dem jeder Strahl der Freude
Vom Angesichte schwand;
Der stille Meeresboden,
Wo keine Welle wacht,
Ist wie die stille Wahlstatt
Nach unsrer letzten Schlacht.

Hippolyt.
Das stumme, finstre Antlitz
Des Himmels niederstarrt, 
In dichter Pulvernacht;
Und wollt' ein Feind im Dunkel
Entfliehn der Schlacht, der heißen,
Würd' ich des Rauches Mantel

Ihm von den Schultern reißen,
Die Kugeln meiner Brüder
Würd' ich im Fluge lenken,
Daß sie sich tief und sicher
In Feindesherzen senken.

Hippolyt.
Schon regen sich die Lüfte,
Und Sturmeswolken ziehn;
Vielleicht ist Polens Freiheit
Auf immer nicht dahin.

Boleslaw.
Die Winde gehn und kommen,
Die Woge ebbt und flutet,
Doch ewig ohne Hülfe
Die tiefe Wunde blutet!

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